Wieder wurde ich um kurz nach sechs Uhr wach – wahrscheinlich war ich doch auch „unterwandert“. Ich schrieb mein Tagebuch weiter und machte mich daran, die gestern in der Küche vergessene Schüssel noch abzuwaschen.
Nach einem ausgiebigen Frühstück und einem Verbandswechsel, bei dem mir Sarah behilflich war, starteten wir mit drei Autos in Richtung Seller Joch in den Dolomiten. Ich durfte wieder bei Alex und Schirin mitfahren. Während der Fahrt versuchten Schirin und ich mit Alex’ GoPro-Actioncam aus dem fahrenden Auto heraus zu filmen. Leider wurden immer nur 15 Sekunden lange Strips aufgenommen, dann streikte die Kamera und beendete die Aufnahmen selbst. Nach verlassen der Autobahn begann der Aufstieg über viele Serpentinen durch Ladinien, das war zu erkennen an den dreisprachigen Schildern an der Straße erklärte uns Basti später, und nach ca. 75 Minuten erreichten wir unser Ziel. Die Dolomiten boten eine tolle Kulisse für unsere Tagesaufgabe. Als zusätzlichen Ansporn bekamen wir für das beste Bild, auf dem Ulla etwas erklärt und das beste auf dem Basti das Klettern erläutert, eine Extraportion Grappa versprochen.
Durch ein Geröllfeld mit riesigen Felsbrocken führte uns unser Weg zu einem ca. 10m hohen Fels, der unsere Übungswand für die ersten Kletterversuche sein sollte. Basti und Alex stiegen vor um das Sicherungsseil an der oberen Kante des Felses zu befestigen und wir konnten davon erste Bilder schiessen. Danach sollten wir zum ersten Mal in die Gurte steigen.
Ich hatte zuerst Bedenken wegen des Zeigefingers, meldete mich aber deshalb direkt als für den ersten Gang an. Leider passte mir der erste Klettergurt nicht und ich musste warten bis Ralf und Frank aus der Wand zurückkehrten. Nach Anlegen des Gurtes, bei dem mir Alex behilflich war, sollte ich das Seil mit einen Achterknoten an meinem Gurt befestigen. Das hörte sich schwerer an, als es am Ende war. Alex sicherte meinen Aufstieg und auf einem Felsblock hinter uns saßen Sarah, Ralf und Schirin, die Tips für Griffe und Tritte gaben. So wurde der Aufstieg relativ schnell beendet und ich begann den Abstieg. Sich einfach nach Loslassen der Wand in mit gestreckten Beinen in den Gurt zu setzen und dann am Fels herunterzulaufen war eine kleine Überwindung aber dank Alex fühlte ich mich sicher genug.
Der Reihe nach konnte jeder einmal den Aufstieg wagen und wir bekamen sogar noch eine Chance für eine zweite Tour.
Erstbesteigung mit Mütze und Gleitschirmfliegern
Erstbesteigung mit Mütze und Gleitschirmfliegern

Erstbesteigung mit Mütze und Gleitschirmfliegern – mit meiner Kamera von einem der Teilnehmer aufgenommen
Der Spaß war so groß dass ich auch die zweite Strecke noch einmal in Angriff nahm. Oben angekommen löste ich den Haargummi und mit „Pommesgabel-Geste“ und wehenden Haaren wurden Bilder gemacht, die am zutreffendsten mit „Wacken meets The Wall“ unterschrieben werden konnten.
In den Pausen erklärte Ulla noch einige Einstellungen an den Kameras und ihre Wirkung auf das fertige Bild. Wir packten zusammen und umrundeten unseren ersten „Gipfel“ um noch eine alternative Kletterstelle für die schon versierten Kletterer zu besuchen. Dort stieg Basti vor um ein Seil anzubringen, wurde von Ulla gesichert und von uns fotografiert – schließlich wollten wir ja eine „Doppelseite“ für unsere Tagesaufgabe haben.
Mangels echtem Weitwinkelobjektiv bekam ich nicht ganz den gewünschten Ausschnitt ins Bild aber es war faszinierend zu beobachten, wie locker Basti eine senkrechte Wand mit teilweisem Überhang bestieg.
Wir trennten uns in zwei Gruppen – die Kletterer blieben bei Basti für Fotos in der Wand und wir gingen mit Ulla auf die Suche nach einer tollen Stelle für ein Motiv für eine weitere eventuelle Doppelseite. Sie erklärte uns, das es einen undgeschriebenen Kodex gäbe, der gestellte Fotos bei Expeditionsfotografen „verbietet“.
“Allerdings spricht nichts gegen die Aufforderung an den zu fotografierenden Teilnehmer, die Strecke durch das Bild doch bitte noch einmal und ein wenig langsamer zu laufen.”
Jeder stellte sich an einer wirklich tollen Stelle einmal zusammen mit Ulla auf und ließ sich etwas an seiner Kamera erklären – nicht gestellt, nur an die fotografisch schönste Stelle dirigiert.
Während des Fotografierens entdeckten wir eine kleine Hütte und entschlossen uns für eine Pause. Wir wanderten einige Meter den Hang hinunter und kehrten ein. Am Tisch wurden noch Fragen zu den Kameras erläutert und Ulla beschrieb die nächste Aufgabe: Hans sollte mit seinem Motorrad an uns vorbeifahren und wir müssten versuchen, per „Nachziehen“ mit Blende 16 und einem Sechzigstel Belichtungszeit das Motorrad scharf auf das Bild zu bekommen, während der Hintergrund dabei unscharf wird.
Zu Übungszwecken rannte Ulla als Ersatz für das Motorrad an uns vorbei und wir machten erste Bilder mit dieser neuen Technik. Viele Bilder – ein Treffer, könnte man sagen.
Danach kam der Auftritt von Hans. Er machte seine Arbeit Als Model wirklich gut und wir hatten einige Erfolge, ich auch ziemlich viele misslungene Bilder. Der Digitalfotografie sei Dank ist das nicht so schlimm – man hat ja eine Papierkorbtaste an der Kamera und auch der Papierkorb am Rechner wurde abends sehr strapaziert.
Wir bezahlten noch schnell unsere Rechnung an der Hütte und machten uns auf den Weg zurück zum Auto um noch auf der anderen Seite des Passes einige abschließende Bilder aufzunehmen.
Es wurde noch ein wenig vor der Kamera posiert und einige kleine Pflanzen mussten bei mir für Gegenlichtaufnahmen herhalten. Dann fuhren wir zurück, der Weg war schließlich ziemlich weit. Auf der Rückfahrt befestigte ich in Alex’ Auto die Kamera mit dem Gorillapod an der Kopfstütze des Fahrers und ließ einige Langzeitbelichtungen zwischen 3,5 und 2s auslösen. Die Ergebnisse hatten etwas halluzinogenes …
Zurück in der Pension kopierten wir die Bilder noch schnell für eine erste Kontrolle auf den Laptop und Ulla und Basti bereiteten mit Hilfe der Anderen das Abendessen zu – heute sollte es Pasta Tricolore geben und noch Rester des gestrigen Abendbrotes – einige der Speck und Graukäseknödel waren erstaunlicherweise übrig geblieben.
Da wir erst gegen 20 Uhr zurück waren, blieben wir nach dem Essen noch ein wenig in gemütlicher Runde mit Karsten Rose sitzen. Er sollte uns den Photoshop-Workshop am Samstag halten und war heute schon eingetroffen. Es wurden einige Schwänke aus der Jugend der Anwesenden erzählt und das Programm für den nächsten Tag besprochen. Ohne Fotoaufgabe sollten wir einfach – Basti nannte es eine kleine Wanderung mit maximal 200 Höhenmetern – bewältigen.